Titus Vogt

Im Frühjahr 1998 erreichte mich ein Anruf von Thomas Schirrmacher, ob wir – meine Frau und ich – uns vorstellen könnten, nicht wie geplant nach Bonn zu ziehen, um dort das noch recht junge Martin Bucer Seminars mit aufzubauen zu helfen, sondern nach Hamburg zu gehen, um dort eine ganz neues Studienzentrum des Seminars aufzubauen. Der Hintergrund war die Anfrage des Gemeinde und Missionswerkes ARCHE in Hamburg, die einerseits Unterstützung suchte im Umbruch hin zu einer reformatorischen Theologie, die andererseits aber gern ganz unmittelbar theologische Ausbildung fördern wollte. Nach einigen Gesprächen und Besuchen in Hamburg, zogen wir im Sommer nach Norddeutschland. Ende Januar 1999 starteten wir in Hamburg mit einem Seminar mit Prof. Clair Davis vom Westminster Theological Seminary. Nur durch die starke Unterstützung der ARCHE war es möglich, im Laufe der Jahre dieses neue Studienzentrum aufzubauen. Nach wie vor verbindet uns eine enge Partnerschaft.

Mittlerweile haben wir die ersten Absolventen, die an ganz unterschiedlichen Stellen im Reich Gottes arbeiten. Einen möchte ich beispielhaft herausgreifen, nicht zuletzt weil er exemplarisch auch die Flexibilität Ausbildungskonzeptes deutlich macht. Martin Otto ist seit vielen Jahren Seemannsmissionar im Hamburger Hafen. Er betreut mit seinen Mitarbeitern Christen, ja ganze Gemeinden und vielen Schiffen, die tagtäglich den Hafen anlaufen. Er arbeitet dabei mit Partnermissionen in anderen Häfen weltweit zusammen. Vor Jahren hat er bereits eine Bibelschule besucht, benötigte aber je länger je mehr, gerade auch für die Behörden, einen höheren theologischen Abschluss. Gleichzeitig wollte er die Chance nutzen, in bestimmten theologischen Bereichen, die für seine Arbeit besonders wichtig sind, verstärkt zu arbeiten und zu studieren. So haben wir am Ende sein Curriculum auf seine konkreten Bedürfnisse zugeschnitten. Seine Master-Thesis über Gemeinden unter Seeleuten auf Schiffen (The Church on the Oceans – A Missionary Vision for the 21st Century) ist eine bislang einzigartige Arbeit zu diesem Thema. Auch wenn dieses Beispiel sicher nicht den Durchschnitt repräsentiert, zeigt es doch auf, was möglich ist.

Zur Zeit studieren ca. 25 jüngere und ältere Studierende bei uns. Sie kommen aus ganz verschiedenen gemeindlichen Hintergründen. Sie kommen u.a. aus der Landeskirche und landekirchlichen Gemeinschaften, aus Baptistengemeinden, vom Mühlheimer Verband, aus der Anskar-Kirche, verschiedenen unabhängigen Gemeinden und – last, but not least – aus der ARCHE, die ursprünglich aus dem Pfingstbund kommt, jetzt aber zur Evangelisch reformierten Freikirche in Deutschland gehört (weitere Infos siehe unter Opens external link in new windowwww.arche-gemeinde.de).

Da es im norddeutschen Raum nicht sonderlich viele Möglichkeiten für eine bibeltreue theologische Ausbildung gibt, kommen ständig neue Anfragen – manchmal fast mehr, als wir als Mitarbeiter vor Ort bewältigen können. Gleichwohl ist es nicht so, dass die Interessenten zu uns kommen, nur weil es keine Alternative gibt. Nein, es gibt viele, die konkret wegen unserer inhaltlichen Schwerpunkte kommen, z.T. explizit wegen unserer reformierten Grundausrichtung.

Wenn ich zurückschaue, sind die zehn Jahre Martin Bucer Seminar, Studienzentrum Hamburg enorm schnell vergangen. So sind wir gespannt, was die nächste Jahre bringen werden. Gerade in letzter Zeit hat Gott weitere Türen aufgetan, die uns vor neue Herausforderungen stellen. Er baut Sein Reich – und wir dürfen an etlichen Stellen Seine Mitarbeiter sein (1Kor 3,9). Was für ein Vorrecht!

 

Titus Vogt, Studienleiter Studienzentrum Hamburg

(Text aus Glauben und Denken heute, Ausgabe 1/2009 Nr. 3)